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    FÖRDERN WICHTIGE PROJEKTE IN MITTWEIDA

Zeichen der Stadtgeschichte

Unter Anleitung von prädestinierten Fachleuten (Künstlern, Wissenschaftlern, Pädagogen etc.) diente das Projekt dazu, den Jugendlichen zum einen das Sehen und Verstehen der gebauten Umwelt nahe zu bringen und sie dafür zu sensibilisieren sowie zum anderen das Bewusstsein für die eigene Geschichte, die Identität ihres Stadtquartiers bzw. ihrer Heimatstadt zu vertiefen.

Im Arbeitskreis Stadtgeschichte, der aus Vertretern der Stadt, der Hochschule und externen Beteiligten (Museum, Kunst- und Geschichtslehrer, Heimat- und Geschichtsverein e. V. und Historikern) besteht, wurden im Vorfeld wichtige geschichtliche Einzelthemen u. a. zur Architektur, zur Industriegeschichte und zu Persönlichkeiten innerhalb des Fördergebietes ausgewählt.

Für die Umsetzung und Erarbeitung der Themen / Merkzeichen wurden zwei Arbeitsgruppen (AG) gebildet. In der AG Gestaltung und in der AG Geschichte engagierten sich ca. 20 Jugendliche der Fichteschule und des Städtischen Gymnasiums.

Zur Auftaktveranstaltung am 04.02.2012 in der Direktorenvilla der Hochschule Mittweida wurde den Jugendlichen das Projekt vorgestellt. Anhand von Einzelvorträgen zu ausgewählten Themen der Stadtgeschichte konnten sie sich einen ersten Einblick verschaffen.

AG Gestaltung - Schülerfigurinen

Die AG Gestaltung wurde in Form einer Jugendwerkstatt mit 13 Teilnehmern durchgeführt und durch den Chemnitzer Künstler Michael Stapf (Büro Laurin Zwo) und Herrn Berner (Verein Lesezeichen e. V.) betreut.

Über ein Jahr lang haben sich die Jugendlichen mit verschiedenen Epochen – von der Kaiserzeit über die Weimarer Republik, die Zeit des Nationalsozialismus und die DDR bis zur Gegenwart beschäftigt und Schülerfigurinen entworfen, die jene Zeitabschnitte in ihrer typischen Kleidung, Haltung und Gestik charakterisieren.

Am 11. / 12.02.2012 wurde im ehemaligen Stadtarchiv ein Wochenendworkshop durchgeführt. Unter der Anleitung von den Künstlern und den Kunstlehrerinnen (Fr. Sander und Fr. Bünning) mussten sich die Jugendlichen in die jeweilige Zeitepoche „hineinversetzen“ und sich mit dem Schulwesen im Wandel der Zeit auseinandersetzen.

Es entstanden erste Skizzen und plastische Modelle. Die Vorderseite der Figurine ist bildhaft, auf Symbole und Haltungen eingehend, die Rückseite ist dem Begrifflichen vorbehalten. Nach dem Wochenende wurden die „Negative“ von den Jugendlichen unter der Betreuung der Kunstlehrerinnen fertiggestellt und von Hr. Stapf für den endgültigen Metallguss vorbereitet.

Da die Ergebnisse aus einem Entwicklungsprozess resultieren, welcher zwischen den Schülern, den Lehrern und den Künstlern entstanden ist, wurde das künstlerische Ergebnis grundlegend nicht verändert.

Die fertigen, in Aluminiumguss ausgeführten, Figurinen sind in der Poststraße und vor dem Städtischen Gymnasium installiert. An beiden Standorten sind alle Zeitepochen vertreten. Die Figurinen spiegeln nach eigenen Recherchen die Sichtweise der Schüler zur Geschichte wider und leisten einen guten Beitrag zur eigenen Identifikation mit der Stadt Mittweida.

AG Geschichte

Die AG Geschichte mit sieben Jugendlichen beschäftigte sich in drei Gruppen unter jeweiliger Leitung Mittweidaer Historiker mit verschiedenen Themen. Im Rahmen dessen trafen sich die Jugendlichen alle 1 – 2 Wochen nach dem Unterricht in den jeweiligen Einrichtungen (z. B. Stadtarchiv, Hochschularchiv, Museum) und es erfolgten umfassende Recherchen.

Die Rechercheergebnisse (Bilder, Fakten und Texte) flossen unmittelbar in die weitere künstlerische Gestaltung von Hr. Stapf bzw. der AG Gestaltung mit ein, sodass weitere Objekte als signifikante Merkzeichen zur Stadtgeschichte die Schülerfigurinen zeitnah ergänzen.

Folgende Themen wurden bearbeitet:

Der Mittweidaer Galgenberg – von der Richtstätte zur heutigen Bebauung unter ehrenamtlicher Leitung von Frau Dr. Marion Stascheit (Ergebnis: die Aufstellung von zwei großen Stelen auf dem Galgenberg).

Geschichtliches zum Mittweidaer Kino – vom „Theaterhaus“ zur „Filmbühne“ unter Leitung von Herrn Werner Stascheit (Ergebnis: Drehsäule Kino).

Die ältere Geschichte der Stadt Mittweida zwischen Rochlitzer Tor, Karzerturm und Webertor unter Leitung des Archäologen Dr. Wolfgang Schwabenicky (Ergebnis: Dauerausstellung im Stadtarchiv unter Mitwirkung des Grafikers Detlef Lieffertz, historischer Stadtplan sowie große Stelen zum Webertor, zum Karzerturm und zur Kapelle Aller Heiligen).

Drehsäule Theaterhaus / Kino: Die auf dem Kinovorplatz installierte Drehsäule dokumentiert die eindrucksvolle Geschichte des Standortes. Der Zeitstrahl informiert über den baulichen Werdegang, die verschiedenen Eigentümer, die Namensgebung, die Nutzungen, besondere Veranstaltungen und Höhepunkte im Filmbetrieb (u. a. erster Tonfilm). Im direkten Zusammenhang mit dem jetzt vorhandenen Gebäude steht der Döbelner Architekt Werner Retzlaff, der den Umbau im Jahre 1928 plante und leitete. Mehrere Einzelbilder eines galoppierenden Pferdes im Inneren der Säule erzeugen bei einer Drehung eine Sequenz ähnlich eines Zeotrops.

Historischer Stadtplan:  Eine historische Stadtansicht der Stadt Mittweida aus dem Jahre 1698 bildet die inhaltliche Grundlage eines ca. 3 × 3 m großen Stadtplans. Der Verlauf der Stadtmauer, die Lage der Stadttore, wichtige Plätze und Gebäude sind gut nachzuvollziehen. Der Lageplanbezug ist um 180 Grad gedreht (Süden ist im Bild oben).

In der grafischen Umsetzung wird die Stadtansicht auf die wesentlichen Inhalte abstrahiert. Dabei werden die damals wichtigsten Gebäude der Stadt gemäß Legende detailliert in Aluminiumguss ausgeführt und durch kleinformatige, unterschiedlich farbige Steinmosaike ergänzt und zum gesamten Stadtplan zusammengesetzt. Der Stadtplan wird in eine Freiflächengestaltung am Eingangsbereich Weberstraße integriert und bietet einen interessanten Einstieg zu einem Stadtrundgang.

Lageplan zur Industriegeschichte:  Der Lageplan zur Industriegeschichte soll die Erinnerung an eine industrielle Struktur, die die Stadt bis 1990 prägte – u. a. Betriebe zur Veredelung von Stoffen, der Metallindustrie, der Textilverarbeitung und der Elektrotechnik, bewahren.

Die Grundlage bildet ein Stadtplanausschnitt aus dem Jahr 1993, da zu diesem Zeitpunkt die Standorte der Unternehmen zum größten Teil noch enthalten waren. Auf den umgrenzenden Einzeltafeln sind 23 ausgewählte Unternehmen mit Namen, Firmensitz, Gründungsdatum und wichtigsten Entwicklungsschritten dokumentiert.

Nach einer Prüfung mehrerer Standorte wurde letztendlich der Standort am Ende der Rochlitzer Straße im Übergang zur Bahnhofsstraße als optimal befunden.

Große Stelen: Zu wichtigen Standorten wurden Stelen entwickelt:

  • der Karzerturm (Stadtgraben / J. S.-Bach Straße),
  • die Kapelle Aller Heiligen (Quergasse),
  • das Webertor (Kreisverkehr Weberstraße),
  • die Fichteschule (Schulstraße),
  • das Gymnasium (Am Schwanenteich),
  • der Galgenberg (Leisniger Straße).

Die Stele am Galgenberg wurde ergänzt um die Stele zum geologischen Naturdenkmal „Cordieritgneisblöcke auf dem Galgenberg“, welche der Förderkreis der Hochschule Mittweida finanzierte.

Personenstelen: Der Tzschirnerplatz, als Zeugnis der gründerzeitlichen Entwicklungsstufe in Mittweida, dient nach der Sanierung und Umgestaltung zur innerstädtischen Grün- und Aufenthaltsfläche als Raum für die Aufstellung von Personenstelen. Um die Stele zum Tzschirnerplatz, die dessen Entstehungsgeschichte dokumentiert, gruppieren sich neben dem Namensgeber des Platzes, Heinrich-Gottlieb Tzschirner (Theologe), weitere ausgewählte Persönlichkeiten, wie z. B. Bürgermeister, Architekten, Fabrikanten und Professoren. Somit wird die bauliche Epoche untersetzt durch das Leben und Wirken von Mittweidaer Bürgern aus dieser Zeitepoche des wirtschaftlichen Aufschwungs.

Die Gesamtmaßnahme inklusive Fördermittelabrechnung wurde im Zeitraum Mai 2011 bis Oktober 2014 realisiert und hatte einen Maßnahmeumfang von ca. 194.000 €.